Schlossturm, Schloss und Schlossinsel in Diepholz

Die im 10./11. Jahrhundert errichtete Wasserburg Diepholz ist die städtebauliche Keimzelle von Diepholz und liegt südlich des historischen Siedlungskernes. Im Zentrum der Schlossinsel - die durch einen annähernd quadratischen Burggraben umschlossen wird – steht das ehema- lige Schloss. Eine Zugbrücke war dort, wo heute die Zufahrt zur Schlossinsel ist.

Das Schloss ist im Laufe der Jahrhunderte mehrmals baulich verändert worden. Nach dem Brand 1522/23 wurde es im Renaissancestil wiederaufgebaut. Um 1555 ließ Graf Rudolf IX den Nordflügel umbauen, bevor er mit seiner Gemahlin, der Gräfin Margareta von Hoya, ein- zog.

Ein über der Nordtür des Schlosses eingefügter Steinfries stammt aus jener Zeit; er zeigt das Wappen der beiden Geschlechter von Diepholz und Hoya.

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Das Wasserschloss bestand ehemals aus vier Gebäudeflügeln, die einen rechteckigen Schlossinnenhof umschlossen. Der Südflügel brannte 1790 ab und wurde nicht mehr aufge- baut.

Ein imposanter Schlossturm steht etwa dort, wo Nordflügel und Westflügel zusammentreffen. Der Standort ist strategisch gut gewählt: er ermöglichte den Bewohnern im Mittelalter die Zu- flucht in den Schutz-u. Trutzturm vom Dachboden des Nordflügels kommend und deren Ver- sorgung über Öffnungen in ca. 9 m u. 19 m Höhe vom Schlossinnenhof aus.

Mit 42,70 m Höhe bis zur Spitze der Turmfahne ist der Schlossturm das höchste Bauwerk in Diepholz und Wahrzeichen der Stadt Diepholz. Seine vertikale Gliederung spiegelt seine Baugeschichte.

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Der monumentale ca. 15 m hohe, runde Turmso- ckel geht auf die Bauzeit 980/1030 zurück. Der Turm hat im Erdgeschossbereich einen Durchmes- ser von ca. 13 m, bei einer Wandstärke zwischen ca. 3,50 m u. 5,20 m, die sich nach oben verringert. Außen wurde der Turmsockel aus behauenen, er- ratischen Granitquadern gemauert, im Inneren se- hen wir klosterformatige Ziegelsteine.

Vor dem 30jährigen Krieg trug der Turm eine goti- sche Spitze mit vier Wehrerkern. Dänische Trup- pen setzten 1626 das Schloss in Brand und schwe- dische Soldaten unter Oberst Kratzenstein zerstör- ten die Anlage 1637 bis auf die Grundmauern.

Welfen-Herzog Christian-Ludwig von Braunschweig-Lüneburg (1622-65) ließ das Schloss und den Turm 1660-63 wiederherstellen.

Damit erhielt der Turm sein heutiges Aussehen.

 

Auf dem wehrhaften Natursteinsockel, der den 30-jährigen Krieg überstand, ließ er zunächst ein kreisförmiges „Ausgleichstück“ aus Ziegelmauerwerk errichten. Ein umlaufendes Gurtge- sims aus Sandsteinen bildet den Übergang zu einem zwölfeckigen Geschoss aus Ziegelstei- nen, mit sechs Schießöffnungen und einem abgedachten Rand. Dieses Geschoss trägt einen ebenso zwölfeckigen, aber eingezogenen Fachwerkaufsatz, der gekrönt wird von einer aus- geschweiften, schiefergedeckten barocken Haube, mit sechs zierlichen Erkern und einer Wet- terfahne. In der schmiedeeisernen Wetterfahne sind die Buchstaben „R“ für Rex (König) und „G“ für Georg eingearbeitet.

Als spanische Truppen während des niederländischen Freiheitskampfes auch unsere Gegend „jemerlych überzogen“, ließ die Regierung in Celle, die seit dem Aussterben des Diepholzer Grafengeschlechts (1585) für unsere Grafschaft zuständig war, die Festung erheblich verstär- ken.

1790 brannte der Südflügel vollständig und vom Westflügel das Obergeschoss ab.

Abgesehen von Erneuerungsarbeiten erhielten der Schlossturm 1660-63, die Nebengebäude um 1837 und 1877 ihr heutiges Aussehen.

Die Geschichte der Nutzung des Schlosses ist ebenso wechselhaft wie die Baugeschichte.

Den Diepholzer Edelherren folgte 1545 der erste Graf, Rudolf IX von Diepholz. Mit dem Aus- sterben des Grafengeschlechts in männlicher Linie 1585 verlor das Schloss seinen Residenz- charakter. Bis 1723 beherbergte es die Landdrosten, später die Amtmänner und andere herr- schaftliche Beamte. Außerdem diente es den Herzögen bzw. Kurfürsten von Celle bzw. Han- nover als Jagdschloss.

Der Justizfiskus, der es 1852 übernahm, richtete dort ein Amtsgericht ein, das heute alle Räumlichkeiten nutzt. Das neugebildete Landratsamt zog 1885 in den Westflügel ein und nutzte diesen - einschließlich den ehemaligen Rittersaal - bis 1954. Danach erfolgte der Um- zug in die Niedersachsenstraße in das neu errichtete Kreishaus.

Um die ehemaligen Schlossgebäude wurde 2005 ein Rundweg angelegt, der durch den rück- wärtigen Mischwald führt. Der Weg wird von Parkbänken und eichenen Stelen gesäumt. Kleine „Schaufenster“ in den 36 Holzstelen thematisieren wichtige Aspekte der Diepholzer Stadtge- schichte.

Auf der Südseite der Schlossgebäude wurde 2010 ein Rosengarten nach barockem Vorbild geschaffen.

Stelenpfad und Rosengarten wurden vom Heimatverein Diepholz e.V. angelegt und seit der Errichtung unterhalten. Sie sind ganzjährig kostenfrei zugänglich.

Die bisherige regelmäßige Schlossturmöffnung in den Sommermonaten und die Unterhaltung eines Schlossturmmuseums musste aus brandschutztechnischen Gründen aufgeben werden.

Die Schlossinsel wird wiederkehrend für Feste aller Art genutzt. Besonders beliebt ist der „Gra- fensonntag“ im Oktober und die „Museumsnacht“ am Vorabend. Jeweils zur Rosenblüte (Juni/Juli) veranstaltet der Heimatverein das gern besuchte „Rosenfest“. (siehe Rubrik: Veran- staltungen)

Navi-Anschrift: Diepholz, Lange Straße 32; oder den Hinweisschildern „Amtsgericht Diepholz“ folgen.

Richard W. Bitter Diepholz, im Nov. 2018

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